Allgäuer Hörnerkühe

Horntragende Allgäuer Kühe mit Glocken im innigen Kontakt – Symbol für Würde und Beziehung

Über das Wesen und die Würde der Rinder und die Bedeutung für unser menschliches Dasein

«Hooooh-ho-ho-ho-hooo … hoh»

Ein Ruf, gewachsen aus Vertrautheit. Nicht laut, nicht fordernd – eher wie ein Klang, der dazugehört.

Der Ruf hallt über die Weide, weich, fast singend. Eine Melodie, gewachsen aus Vertrautheit. Und wie von selbst setzen sich einige der Kühe in Bewegung. Langsam, bedächtig. Nicht weil sie müssen, sondern weil sie kennen, was klingt. Weil da jemand ruft, der dazugehört.

Wer je erlebt hat, wie ein Allgäuer Hirte oder Bauer seine Tiere ruft und wie diese antworten, weiß: Zwischen Mensch und Kuh kann eine Beziehung entstehen, die leiser ist als Worte, aber voller gegenseitigem Verständnis. In manchen Höfen hat jede Kuh ihren Namen, ihre Geschichte. Sie wird erkannt, begrüßt, betrachtet. Nicht als „Nutztier“, sondern als vertrautes Gegenüber.

Längst nicht überall ist das so. Aber dort, wo es geschieht, zeigt sich etwas Ursprüngliches: die Möglichkeit eines Miteinanders. Einer gemeinsamen Geschichte, die weit zurückreicht. Ohne das Rind, das wir zu unserer Gefährtin machten, wäre Sesshaftigkeit kaum denkbar gewesen. Sie trug, nährte, wärmte. Sie war Kraftquelle und Lebensgrundlage. In vielen Kulturen gilt sie bis heute als heilig.

Und sie trug ihre Hörner.

Die Bedeutung der Hörner bei den Rindern

Das Horn ist Teil der Ganzheit. Es wächst mit, lebt mit, schwingt mit. Es ist nicht bloße Zier, sondern verbunden mit dem Kreislauf des Tieres: durchblutet, sensibel, in Kontakt mit inneren Räumen. Es hilft bei der Temperaturregulierung, bei der Kommunikation, bei der Orientierung im Raum. Und vielleicht auch im sozialen Gefüge der Herde.

Wenn Kühe ihre Hörner tragen dürfen, tragen sie etwas Ursprüngliches. Eine stille Würde. Ein Zeichen dafür, dass ihr Wesen nicht zurechtgeschnitten wurde auf Effizienz, nicht angepasst an Stallmaße, an Käfignormen, an Produktionslogik. Sie bleiben ganz.

Darum fotografiere ich Allgäuer Hörnerkühe

Für mich ist es ein stilles Bekenntnis. Keine Forderung, keine Anklage. Nur ein Hinschauen. Ich möchte die Tiere so zeigen, wie sie gemeint sind: ganz. Nicht enthornt, nicht vereinfacht, nicht angepasst. Sondern in ihrer eigenen Erscheinung. Ihrer Langsamkeit. Ihrer Kraft. Ihrer Ruhe.

Wenn ich fotografiere, begegne ich dem Tier. Ich beobachte, ich warte. Und manchmal entsteht ein Bild, das weniger festhält als spiegelt. Ein Moment, in dem sich etwas zeigt, das tiefer liegt: die stille Eigenart jedes Wesens.

URIA – ein gelebtes Beispiel

Es gibt Orte, an denen dieses Verständnis von Ganzheit gelebt wird. Die Herde von Ernst Hermann Maier ist einer davon. Seine Rinder leben unter freiem Himmel, in sozialen Verbänden, mit Hörnern, mit Mutterschaft, mit Vertrauen. Ohne Transport, ohne Ohrmarken, ohne Trennung.

Sein Verein URIA steht für eine Landwirtschaft, die nicht trennt, sondern verbindet. Sein Buch „Der Rinderflüsterer“ ist ein Zeugnis dafür, dass es andere Wege gibt. Und dass sie nicht nur möglich, sondern tief menschlich sind.

Vielleicht braucht es manchmal gar nicht viel. Nur einen anderen Blick. Einen, der wieder erkennt, was da ist. Und wie viel Würde im Einfachen liegt.

Fünf horntragende Kühe laufen selbstbewusst über eine saftige Wiese – Ausdruck von Kraft, Präsenz und Sozialstruktur

Fünf Allgäuer Hörnerkühe  – auch dieses Bild steht wie alle hier gezeigten Motive zur Auswahl im Wandbilder-Shop