Wie aus dem Bilderbuch? Ist artgerechte Rinderhaltung heute überhaupt noch möglich? Eine kleine Hommage an glückliche Kühe und den Mut, neue Wege zu gehen.

Auf den ersten Blick wirkt es fast wie eine Szene aus einem Kinderbuch: eine weite Wiese, bunte Blumen, sanfte Hügel – und mittendrin Kühe, die im Familienverbund zusammenleben, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt. Ein Bild voller Frieden, Ursprünglichkeit und Leben. Doch was wie Idylle aussieht, wirft eine tiefere Frage auf: Kann Rinderhaltung heute wirklich noch so aussehen? Oder ist das längst ein romantischer Traum vergangener Zeiten?

In einer Welt, in der Tiere oft nur als Produktionsfaktor betrachtet werden, zeigt Ernst Hermann Maier, wie es anders gehen kann. Der ehemalige Bio-Landwirt, Autor des berührenden Buches „Der Rinderflüsterer“ und Gründer des Vereins Uria, hat sich der Würde der Rinder verschrieben – und lebt mit seiner Herde vor, was viele kaum für möglich halten: eine Tierhaltung mit Respekt, Zuneigung und echter Freiheit.
Seine Rinder – mit Hörnern, ohne Ohrmarken – leben ganzjährig unter freiem Himmel. Sie bleiben in stabilen Sozialverbänden, Kälber wachsen bei ihren Müttern auf, Bullen pflegen Freundschaften, und der letzte Weg wird ihnen in vertrauter Umgebung auf der Weide ermöglicht – ohne Transport, ohne Stress, ohne Angst.

Ernst Hermann Maier war einer der Ersten, der diese Form des Umgangs mit Rindern praktiziert hat. Anfangs belächelt, später bekämpft, inzwischen vielfach bestätigt – auch durch die wissenschaftliche Begleitung seiner Arbeit und die wachsende Zustimmung von Verbraucher:innen, die nicht nur den Geschmack, sondern auch die Haltung hinterfragen.

Mit seinem Verein Uria e. V. kämpft Maier für ein grundsätzliches Umdenken – gegen Tiertransporte, gegen systematische Entfremdung und für eine Landwirtschaft, die wieder ins Gleichgewicht mit der Natur findet. Auf der Website des Vereins finden sich viele bewegende Einblicke und weiterführende Informationen.

Sein Buch „Der Rinderflüsterer“ gehört für mich zu den inspirierendsten Werken über Tierhaltung und Menschlichkeit. Es macht Mut – und zeigt, dass selbst festgefahrene Strukturen verändert werden können, wenn Mitgefühl und Klarheit zusammenkommen.

Vielleicht braucht es manchmal genau solche Bilderbuchmomente, um uns daran zu erinnern, wie es sein könnte – wenn wir bereit sind, mit Herz und Entschlossenheit neue Wege zu gehen.